24.Juli: Rifugio Capanna Piz Fassa (3152m – Piz Boé)

  • 16,75 km ||  +1540m / -885m
  • 5h 50min
  • schwer (2 kurze aber einfache Klettersteige); Höhepunkt der Gesamttour nach Venedig!
  • Regen – später Schneefall u. Frost !!!

Tel. (Hütte):(+39) 336 45 25 23 (m) || (+39) 0462 601 723

ePost (Hütte):info@refugiocapannapifassa.com


Nach dem bislang schlechtesten, weil geringsten und einfachsten Frühstück auf der Puezhütte stand heute die schwere Etappe über das Grödner Joch auf die Mond-ähnliche Hochfläche des Sella-Stocks in ca. 2900m Höhe an, von der aus wir am Ende der Tour noch auf den Piz Boè mit seiner Gipfelhütte auf 3152m aufsteigen wollten.

Leider war für diese Top-Etappe, die uns mit dem Piz Boè auf den höchsten Punkt unserer gesamten Tour nach Venedig bringen sollte, grausiges Wetter angekündigt. So sollte es schon ab dem Vormittag mehr und mehr stark regnen, wobei je nach Vorhersagemodell eventuell auch Gewitter möglich sein sollten, wobei uns Letztere am Ende aber glücklicherweise erspart blieben.

Nach mehreren Prüfungen und Checks entschieden wir uns dafür, dem DWD-Vorhersagemodell Glauben zu schenken, dass heute Morgen im Wetterablauf auch vom EZMW-Modell (s.a. „Wetterinformationen in den Bergen – unwichtig??„) bestätigt wurde. Demnach sollte es „nur“ regnen aber doch kein Gewitter geben. Somit beschlossen wir, die Etappe wie geplant durchzuführen.

Schon am Morgen zeigte sich beim Fernblick auf den Piz Boè, der von der Puezhütte aus schon zu sehen ist aber erschwerend, daß es in den Gipfelregionen der Sella Im Zusammenhang mit den nächtlichen Gewittern Neuschnee gegeben hatte – super Sommerwetter!!

Das minimalistisch-kleine und „übersichtliche“ Frühstück der Puezhütte hatte für uns also den kleinen positiven Aspekt geliefert, dass wir damit sehr schnell(!), d.h. schon nach der Rekordzeit von 9min fertig waren und uns damit schon um 07:20h auf den Weg zum Piz Boè machen konnten.

Bei zunächst noch trockenem Wetter kamen wir sehr schnell voran, so dass wir schon nach 1h 45min am Grödner Joch waren – ca. 1h schneller als nach Plan. Wie erwartet fing es hier (pünktlich um 09:00h) dann bei 8°C (Anzeige am Grödner Joch) jedoch an zu regnen und der Regen steigerte sich dann auch noch recht schnell zunehmend in der Intensität.

Also maximale Regenschutzkleidung raus und zügig weiter Richtung Klettersteig vor der herrlich gelegenen Pisciadù-Hütte am gleichnamigen See.

Der Weg zum Klettersteig vor der Hütte und der weitere Verlauf gestaltete sich bei dem starken Regen jedoch zunehmend als Weg in einem „Wasserfall“, so dass unsere Schuhe recht schnell vollständig durchnässt waren aber glücklicherweise weiterhin gut wärmten.

Der Klettersteig war schnell gemeistert, wenn auch durch die wasserglatten Felsen mit gesteigerter Vorsicht. So kamen wir auch trotz des Regens recht schnell weiter bis zur Pisciadù-Hütte, die wir wegen des „Sauwetters“ aber nicht für eine Pause nutzen wollten. Also ging es zügig weiter aufwärts, auf einem weiterhin schweren Bergweg mit Kletterstellen und einem kurzem Klettersteig, der uns in etwa 2800m endgültig auf die Sella-Hochfläche brachte.

Ab ca. 2550m Höhe, d.h. schon kurz nach der Pisciadù-Hütte ging der starke Regen nun aber mehr und mehr in zeitweise starken Schneefall über, der ab 2700m auch auf dem Weg liegen blieb und die Wegzeichen verdeckte. So mussten wir uns im dichten Schneetreiben mit zunehmendem Wind mehr und mehr auf meinen GPS-Track verlassen, der hier ganze Arbeit leistete!

Nach Überwindung 2er kleinerer Pässe, die uns bis auf 2950m führten kamen wir so völlig durchnässt bis in die Schuhe und daher frierend um 12:10h schließlich und endlich an der Bamberger Hütte (Rifugio Boè) an, die aber wegen des Corona-bedingt verzögerten Umbaues weiterhin nicht offiziell geöffnet hatte. Da der Hüttenwirt, der aktuell die Renovierung betreute, hier ein Einsehen mit uns „nassen Gestalten“ hatte, konnten wir uns hier freundlicherweise wunderbar aufwärmen, jeweils zwei heiße Tees trinken und für den weiteren Weg zum Piz Boè trockene, zusätzliche Kleidung anziehen.

Nach Absprache mit den Hüttenleuten auf dem Rifugio Boè (Bamberger-Hütte) über die Machbarkeit des weiteren Weges machten wir uns so frisch aufgewärmt und mit trockenen Klamotten auf den Weg, die 280 Höhenmeter in der mittlerweile auf 15cm angewachsenen Neuschnee-Schicht hinter und zu bringen. Da wir bislang die einzigen waren, die von der Bamberger Hütte zum Piz Boè aufstiegen, hatten wir hierbei die Aufgabe auch eine Route im Schnee für Nachfolger zu definieren, wofür sich im Nachhinein mehrere Bergsteigergruppen explizit und geradezu überschwänglich bei uns bedankten.

Da die Tour von der Bamberger Hütte auf den Piz Boè nach unsere Pause trotz Neuschnee kein echtes Problem mehr darstellte, waren wir schließlich nach einer Gehzeit von 5h 50min an der „Capanna Fassa„, der Gipfelhütte auf dem Piz Boé, der uns trotz des Wetters mit erstaunlich guter Sicht auf die Umgebung und insbesondere zum Pordoi-Joch und der Marmolada belohnte.

Nach dem erfolgreichen Ende der heutigen Tagestour unter den beschriebenen, drastisch erschwerten (winterlichen) Bedingungen auf unseren Gipfelpunkt der Gesamttour nach Venedig hatten wir so nicht nur hinreichend gute Gründe, sondern auch viel Zeit, dieses Tagesziel auf einer ausgesprochen angenehmen Hütte mit ebensolchen Hüttenleuten in einer Spitzenlage angemessen zu feiern. Unsere Gefühle für die heutige Leistung waren dementsprechend super.

Veröffentlicht von Dirk A. M. Engelbart

Physiker, Meteorologe, Hydrologe (Marathonläufer, Bergsteiger, Jazzposaunist) * DAV-Sektion Koblenz (vormals: ÖAV-Sekt. Innsbruck)

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