Erfahrungen und Tipps

(1) Überlegungen zur Etappenplanung

Mit etwas mehr zeitlicher Flexibilität und/oder für solche unter Euch Lesern dieses Blogs, die es uns nachmachen wollten und hierbei beabsichtigen noch etwas Zeit zu sparen, seien im Folgenden Überlegungen angegeben, die eine oder andere Etappe zusammenzulegen oder aber zumindest zu modifizieren.

Da die gesamte Tour von München nach Venedig bekanntlich „am Stück“ nahezu einen vollständigen Jahresurlaub erfordert, den ich nach Absprache mit Ines aber zumindest zum Teil auch noch für sie behalten wollte, hatten wir die Flachetappen (3 Tage) von München bis Obergries (ca. 6km nördlich von Lenggries) sowie auch die Flachetappen vor Venedig, d.h. die 3 Tage zwischen Revine Lago und Jesolo kurzerhand gestrichen und fahrend überbrückt. Die gewonnene Zeit hatten wir zumindest zum Teil lieber in 2 Ruhetage sowie einige Regenerationstage ganz am Ende „investiert“, von denen wir die Ruhetage bei jeweils herrlichem Wetter erholsam in Pfunders (Südtirol) sowie in Masaré (am See von Alleghe) verbracht haben.

Wenn genügend Zeit da ist, hätten wir ergänzend im Nachhinein sicher noch gern einen Tag im Inntal sowie einen weiteren Tag in Revine und vor allem auch in den Hügeln vor Tarzo verbracht. Im Vergleich zum Rother-Führer haben wir zudem von Belluno aus die Originalroute von Ludwig Graßler gewählt und somit den Tag auf dem Col Visentin gestrichen. Für gute Wetterbedingungen hatten wir hier einen ca. 2km längeren Kompromiss vorbereitet, der uns vom kleinen Ort Valmorel aus direkt auf den herrlichen Bergkamm zum Col delle Poiatte und von dort weiter über den Kammweg und den Monte Cor hinab in die Scharte zur Col delle Femene geführt hätte. Wegen schlechter Sicht und zeitweisem leichten Regen sind wir auf unserer tatsächlichen Etappe aber dann doch lieber direkt zur Col delle Femene und dem dortigen Rifugio gewandert, wo wir dann auf Ines gewartet hatten, die uns von Revine aus kommend dort oben treffen wollte.

Wegen (zumindest für uns) zeitlich vergleichsweise sehr kurzer Etappen würden wir im Nachhinein und unter Abwägung von Erholungsbedarfen und Attraktivität der Hütten bei einer Wiederholung auch die folgenden Etappen noch etwas modifizieren:

  • Zur Zeitersparnis und unter Nutzung kleiner Bustransfers sollte geprüft werden, ob man die Abstiegs-Etappe vom Hallerangerhaus nur bis zum Ortsanfang von Absam (im Halltall-Eingang) geht und die Straßenstrecke von dort mit Bus und Umsteigen ins Zentrum von Hall weiter nach Tulfes zur Seilbahn fährt, um noch am selben Tag von der Seilbahn-Bergstation (ab Sommer-2021 ist dies auch wieder die Tulfein-Alm) die ca. 60min zur Glungezer Hütte zu wandern. Nachteil dieser Variante wäre es, dass man sich die Zivilisation und damit auch ein gutes Restaurant im Inntal auf diese Weise (leider?) erspart.
  • Eine Optimierung gegenüber unserer Route am Alpenhauptkamm wäre es nach unseren und auch den Erfahrungen anderer Wanderer, mit denen wir unterwegs teilweise mehrere Tage Erfahrungen austauschen konnten, wenn man man von der sehr schönen und komfortablen Dominikushütte am Schlegeisspeicher aus nicht wie wir direkt über das Pfitscherjoch nach Stein wandert, sondern vom Schlegeisspeicher, ca. 15min nach dem Start an der Hütte zunächst recht aufwärts den Aufstieg zur aussichtsreichen Olperer Hütte (ca. 1,5h mehr) geht und von dort über den herrlichen „Berliner Höhenweg“ zum Pfitscherjoch wandert. Wegen der ansonsten sehr kurzen Etappe nach Stein (erster Ort in Südtirol) ist diese Tagesetappe damit deutlich aufgewertet.
  • Die Etappe von Pfunders über Niedervintl im Pustertal zur Kreuzwiesenalm bzw. auf die Lüsener Alm haben wir selbst von Pfunders aus bis nach Niedervintl mit dem Linienbus zurückgelegt und würden dies prinzipiell auch immer wieder so machen. Hintergrund ist, dass diese Teilstrecke ohnehin erst 4km auf der Landesstraße entlangführt und anschließend noch einmal ca. 6km lang recht eben und unattraktiv neben der Straße verläuft.
  • Unsere Etappe von der Schlüterhütte zur Puezhütte (s.a. unser Etappen-Blog) war uns im Nachhinein betrachtet, trotz der schönen Lage der Puezhütte, deutlich zu kurz und könnte gerade auch mit Blick auf die anschließende Etappe auf den Piz Boé „optimiert“ werden. Bei einer Wiederholung würden wir hier wohl doch (a) eine Besteigung des Piz Duleda (gleich neben/oberhalb der Forcella Nives; +50min aufwärts) „mitnehmen“ und (b) eher auf dem Grödner Joch pausieren; dies umso mehr, als die Puezhütte aus unserer Sicht auch das „schnellste“ oder auch unattraktivste (noch freundlich ausgedrückt) Frühstück (9min kompletter Zeitbedarf) aller unserer Etappen geboten hatte.
  • Eine weitere Zeitersparnis wäre gut realisierbar, indem man die beiden Etappen vom Piz Boé zum Rifugio Viel dal Pan (2h 45min) und die Tour nach Alleghe (gut 5h) zusammenlegt. Obgleich das Rifugio Viel das Pan eine wahrhafte Spitzenlage mit seinem Blick auf die Marmolada und zugleich auf den Fedaia-See hat und darüber hinaus für ein Rifugio geradezu eine Luxusausstattung (Doppelzimmer mit Dusche/WC, wie im Hotel) aufweisen kann, ist die Etappe vom Piz Boé definitiv einfach zu kurz! Insbesondere wenn man für den weiteren Weg nach Alleghe dann ab dem Fedaia-See auch den Bus nimmt (für uns am Sonntag nicht möglich) und zudem, wie in diesem Jahr (2020) der schönste Teil des Weges nach Alleghe, d.h. die Schlucht von Sottoguda, wegen deren Zerstörung vom Oktober 2018 noch nicht wieder zu durchwandern ist, ist eine Zusammenlegung beider Etappen sehr sinnvoll.

(2) Internet- und Stromversorgung

Eine Stromversorgung für das Laden von Akkus bzw. Smartphones, GPS-Geräten, „Tolinos“. o.ä. ist auf den meisten Hütten heutzutage zwar irgendwie möglich. Bei der Planung und für die Nutzung der Geräte sollte man aber im Kopf haben, dass es häufig nur zentrale Lademöglichkeiten oder auch Lademöglichkeiten auf Gangsteckdosen gibt. In wenigen Fällen (zweimal) gab es sogar gar keine Möglichkeit, Geräte zu laden. Dies gilt umso mehr, wenn man Übernachtungen im (Matratzen-)Lager plant, da sich hier noch viel weniger, der oft heiß umkämpften Ladesteckdosen befinden. Da wir diese Probleme schon kannten, hatten wir als Backup ein kleines 20.000mAh Powerpack dabei, mit dem wir die Akkukapazitäten unserer wichtigsten elektronischen Geräte ggf. immer auch „on-the-fly“ laden konnten. Ein solches „Backup“ zum Laden können wir nur sehr empfehlen.

Ähnlich wie mit der Stromversorgung ist auch die Internetversorgung auf den (Alpenvereins-)Hütten alles andere als selbstverständlich und daher (auch netz- bzw. Provider-abhängig) schwer vorhersagbar. Diese Aussage gilt dabei sowohl für mögliche WiFi-Angebote als auch für die Mobilnetz-Verfügbarkeit (jenseits von einer Edge-Datenverbindung), wobei hier eine reine Telefonverbindung noch weit häufiger verfügbar ist. Auf ein brauchbares, schnelles Internet sollte man also nicht immer bauen, wobei wir umgekehrt eigentlich auch nie mehr als einen Tag ohne Datennetz „ausharren“ mussten.